Nutzung von Torf

Torf als brennbare Erde

Die meisten Moorgebiete sind weithin offene Landschaften mit wenig bis gar keinem Waldanteil. Daher nutzten die Menschen schon sehr früh Torf anstelle von Holz als Brennmaterial. Um diese „brennbare Erde“ nutzbar zu machen, wurden die Moore zunächst entwässert und der gestochene Torf anschließend getrocknet. Der getrocknete Torf konnte dann entweder als Heizmaterial verwendet werden oder man verarbeitete ihn weiter zu Torfkohle, welche für die Energiegewinnung genutzt werden konnte. Das letzte Torfkraftwerk in Deutschland schloss 1974, allerdings gibt es in anderen Ländern bis heute noch vereinzelt solche Kraftwerke.
Im Schwäbischen Donaumoos endete der Torfabbau in den 1960er Jahren. Jedoch ist bis heute laut Naturschutzgebietsverordnung im Gundelfinger Moos der Handtorfstich erlaubt – dieses Recht nutzt jedoch niemand mehr.
Neben der Nutzung als Brennmaterial wird Torf auch heute noch im Gartenbau als Beimischung für Blumenerde verwendet (v.a. Hochmoortorf). Grund hierfür ist das große Porenvolumen von Torf, welches die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessern soll und diesen zudem lockert. Deshalb wird Torf noch heute in Norddeutschland und den moorreichen Regionen Skandinaviens und Russlands abgebaut.

Ausser bei diesen beiden Haupt-Nutzungsarten wird Torf zudem noch in der Medizin (Moorpackungen), der Kosmetik und der Whiskyherstellung verwendet.

Wissenswertes zum Torfstechen im Schwäbischen Donaumoos

Die Brenntorfgewinnung war in der waldarmen Niederung wichtig zur Sicherung des Bedarfs an Heizmaterial (Ortlieb 1997 und schriftl. Mitt.): Die Stadt Leipheim nutzte den Torf als Brennmaterial für ihre Baulichkeiten und Familien erhielten je nach ihrem Kinderreichtum ein halbes oder ein ganzes „Torfteil“ à ca. 4 x 6m, das ca. 25.000 - 30.000 Stück Torfziegel ergab. Diese Menge reichte für einen Winter.
Das Torfstechen begann traditionell am 1.5. des Jahres und dauerte nur wenige Tage. Zuerst musste die obere Humusschicht abgeräumt werden, danach kam dann eine etwas schwammigere Brauntorfschicht, bevor aus dem begehrten Schwarztorf, dem nässesten Teil des Moores die wertvolleren „Torfziegel“ gestochen werden konnten. Es gab berufsmäßige Torfstecher, die gegen Ende der Torfgewinnungszeit etwa 3,50 DM/1000 Stck. erhielten. Verglichen mit einem Arbeiter-Stundenlohn von damals etwa 2,70 DM, war dies eine gute Entlohnung. Gute Torfstecher schafften es auf einen Tagesverdienst von etwa 45 DM, allerdings war dies ein echter „Knochenjob“: Mückengeplagt, ständig gebückte Haltung und ca. 13.000mal Heben der Schaufel, um das Torfstück nach oben heraus zu werfen – Gesamtgewicht weit über 3 Tonnen!
Die Torfstücke wurden in einiger Entfernung zum Torfstich in Gruppen kreuzweise zum Trocknen „aufgebockt“ und über den Sommer meist etwa alle 3 Wochen „umgebockt“ werden. Bis Mitte April des Folgejahres mussten alle Torfbrocken eingeholt worden sein.
Bis in die 1930er Jahre wurden im Leipheimer Moos jährlich 4 bis 5 Millionen Stück Torf gestochen, das waren zwischen ca. 500 bis 1.000 Tonnen (Ortlieb schriftl. Mitt.). „Langenau aktuell“ schreibt am 10.6.1999: In Asselfingen endete das Torfstechen anno 1969. Ende des 19. Jahrhunderts wurden für Langenau 3,8 Millionen (ca. 950 t), für Asselfingen 3 Millionen (ca. 750 t) und für Rammingen 1 Million Torfziegel (ca. 250 t) als durchschnittlicher Jahresertrag vermerkt.


aus Mäck, U., 2014: Das Schwäbische Donaumoos - Geschichte eines Niedermoores. S. 173 - 189. In: Fassl, P. & O. Kettemann (Hrsg.): Mensch und Moor - Zur Geschichte der Moornutzung in Bayern. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Kronburg-Illerbeuren, 487 S.

Torf - viel zu wertvoll für den Blumentopf

Neben der Nutzung als Brennmaterial wird Torf auch heute noch im Gartenbau als Beimischung für Blumenerde verwendet. Grund hierfür ist das große Porenvolumen von Torf, welches die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessern soll und schwere Böden durch seine Strukturbestandteile zudem lockert. Diese angeblich hohe Wasserspeicherfähigkeit ist jedoch ein Irrglaube, da der Torf, wenn er einmal ausgetrocknet ist, eher wasserabweisend reagiert, auf jeden Fall hat er durch die Zersetzung seine Speicherfähigkeit für Wasser verloren. Und die Aufgaben der Bodenlockerung können auch Ersatzstoffe übernehmen. In vielen Fällen sorgen hohe Torfbeigaben sogar zu einer Versauerung des Bodens und damit zu einer Beeinträchtigung des Bodenlebens. Weitere Infos zu Alternativen im Gartenbau finden Sie z. B. beim NABU oder BUND.

Nicht vergessen werden darf dabei, dass durch den Torfabbau enorme Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangen und unersetzliche, wertvolle Lebensräume zerstört werden. Trotzdem wird Torf noch heute in den moorreichen Regionen Skandinaviens, des Baltikums und Russlands für gärtnerische Zwecke abgebaut.

Industrieller Torfabbau in einem Moor in Norddeutschland