• Wiedervernässtes Leipheimer Moos

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  • Einleitungsstelle 2

  • Einleitungsstelle 3

  • Einleitungsstelle 4

Ergebnisse und Erfolge der Wiedervernässung mit der Nauleitung

Vergleich der Grundwasser-Flurabstände ohne und nach mehrmonatiger Nauwasser-Einleitung
Änderung der Vegetation in drei Teilbereichen nach mehrmonatiger Einleitung von Nauwasser
Anpassung der Brutplätze der Bekassinen an die neue Situation mit Wiedervernässung
Entwicklung der Bekassinen-Population im Leipheimer Moos in Abhängigkeit des Fortschrittes bei der Entbuschung der Torfstiche und der Wiedervernässung

Informationen zum aktuellen Betriebszustand der Nauleitung und den Pegelwerten finden Sie hier (mehr >>>) und zum Bau und der Historie hier (mehr >>>).

Der Betrieb der Nauleitung begann am 22.3. 2011 - bis Ende Juni ohne Unterbrechung mit wechselnden Wassermengen von 15 bis max. 90 l/sec. Seither erfolgt die Wasserzufuhr immer dann, wenn es die Wasserstände an den Grenzpegeln zulassen. Dies war bisher an zwischen nur 3 und 159 Tagen pro Jahr möglich. Die Situation ist somit verbesserungsfähig, denn z. B. muss bei lokalen Starkregenereignissen die Leitung immer wieder gedrosselt oder abgestellt werden, obwohl das Moor noch dringend Wasser bräuchte.
Eine Änderung des Wasserrechtsbescheides, um die Moorfunktionen besser bedienen zu können, wäre ohne Gefährdung Dritter möglich: Nötig wäre eine ständige geringe Wasserzufuhr (ausser bei Hochwasser) von ca. 30 im Sommer- bzw. 15 l/sec. im Winter-Halbjahr mit wie bisher max. 90 l/sec. in Trockenphasen. Diese Optimierung sollte von der RvS rasch beantragt werden.
Derzeit können etwa 100 ha Moorfläche vernässt werden. Auf etwa 35 ha zeigen die Pegelauswertungen eine geringe bis mäßige Überstauung, auf weiteren 40 ha steigt der Wasserstand auf bis zu 30 cm unter Flur. Die Auswirkungen sind aber durch Speicherung des Wassers im Torfkörper und im Wurzelraum weiträumiger. So wird sich auch dort mittel- und langfristig die Vegetation hin zu niedermoortypischen Gesellschaften ändern.

Eine Masterarbeit zeigte mit Auswertung der verschiedenen Unterflur-Wasserstände und der Entwicklung der Vegetationsgesellschaften im Sommer 2016, ergänzt 2019, bereits jetzt erste Änderungen.
Weitere erkennbare Erfolge in der Natur sind – beispielhaft:
•weite Ausbreitung von Amphibien,
•Zunahme der Bekassinen-Population,
•viele rufende Wasserrallen (Rallus aquaticus),
•erfolgreiche Kiebitz-Bruten (Vanellus vanellus),
•ständiges Jagdgebiet von Rohrweihen (Circus aeruginosus), Rot- und Schwarzmilanen (Milvus milvus) bzw. (Milvus migrans), Baum- und Rotfußfalken (Falco subbuteo) bzw. (Falco vespertinus)
•bis zu 18 Weißstörche (Ciconia ciconia) über mehrere Wochen regelmäßig im Gebiet
•Zunahmen von Wollgras (Eriophorum angustifolium), Sumpfstendelwurz (Epipactis palustris) und Fleischfarbenem Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata)
• Wandel flächiger Schafschwingel-Bestände in Seggenriede
• Seggenriede nahmen seit 1991 von damals 4% der Fläche auf über 6% in 1991 zu
• wechselfeuchte Rasen- und Wiesenbestände von 17% auf 26% zu und
• trockene Rasenbestände von ehemals 47% der Fläche auf 18% in 2019 ab.
 
Es ist davon auszugehen, dass diese positiven Entwicklungen anhalten und sich verstärken werden.

Auswertungen von Prof. Dr. Drösler (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) ergeben, dass die Wiedervernässung des Leipheimer Mooses eine Einsparungsleistung von ca. 1.300 t CO2-Äquivalente erbringt. Das Umweltbundesamt beziffert die Schadwirkung einer Tonne CO2 auf 185 Euro jährlich. Damit lässt sich für die Wiedervernässung des Leipheimer Mooses im gegenwärtigen Ausmaß ein finanzieller Gegenwert von fast 240.000 Euro jährlich errechnen, seit 2011 also gut 2 Mio Euro.

CO2-Äquivalente sind ein Maß für die Klimawirksamkeit.

Die Berechnungen von Prof. Drösler bestätigen, dass die Hauptwirkung in den ehemaligen Torfstichen generiert wird, viele Bereiche in der Wirkzone hydrologisch kaum verändert und weite Bereiche des Schutzgebietes von der Wiedervernässung noch gar nicht erreicht werden. Durch die bereits beschriebene Optimierung der Wasserzufuhr ließe sich diese Wohlfahrtswirkung noch beträchtlich steigern.
Das wiedervernässte Moor übernimmt neben der Verringerung der Ausstoßes an klimawirksamen Gasen auch wieder eine weitere Funktion im Landschaftshaushalt. Es unterstützt die Wasserspeicherung in der Landschaft.
So hilft die Wiedervernässung der Moore auch beim Schutz vor Überschwemmungen: Erste vorsichtige Abschätzungen legen nahe, dass der Regen im Torfkörper des Leipheimer Mooses nun gut eine Woche länger verweilt als im darunter liegenden Kieskörper und damit aus Sicht des Hochwasserschutzes in der Fläche zurückgehalten wird. Dabei spielen Effekte wie Füllung des Porenvolumens, von Mulden und Trockenrissen ebenso eine Rolle wie Aufnahme und Verdunstung über die Vegetation sowie nicht zuletzt Quelleffekte des noch unzersetzten Torfes.

Die jetzige Regelung mit den Grenzpegeln ist jedoch verbesserungsfähig, denn es gibt immer wieder Situationen, in denen z. B. aufgrund von lokalen Starkregenereignissen und damit kurzzeitig hohen Pegelwerten die Bewässerung zeitweise gedrosselt oder abgestellt werden muss, obwohl das Moor noch Wasser bräuchte und eine weitere Wiedervernässung ohne Schaden für Dritte möglich wäre. Die Pegelstandorte sind nicht optimal gewählt bzw. die Grenzwerte spiegeln nicht die tatsächlichen großflächigen Grundwasserstände wieder. Daher werden weitere Auswertungen die Grundlagen für eine Anpassung des Wasserrechtsbescheides liefern, damit die Moorfunktionen möglichst optimal bedient werden können - immer jedoch ohne eine Gefährdung Dritter zu erzeugen.

Die Planung des Gesamtvorhabens und die laufende hydrologische Betreuung lagen bzw. liegen beim Sachverständigenbüro Dr. Karl-Heinz Prösl, jetzt Anders & Raum, Hintelsberg 2, 84149 Velden.

 

Informationen zum aktuellen Betriebszustand der Nauleitung und den Pegelwerten finden Sie hier (mehr >>>) und zum Bau und der Historie hier (mehr >>>).

An der Oberfläche sichtbare Vernässung nach wenigen Monaten erstmaliger Wiedervernässung über die Nauleitung
Vergleichende Darstellung der Emissionen im Wirkbereich der Wiedervernässung im Leipheimer Moos vor (oben) und mit (unten) Wiedervernässung; Copyright Prof. Dr. M. Drösler, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.