Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Bäuerinnen und Bauern ist der ARGE Donaumoos von Anfang an ein besonderes Anliegen. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass die Landwirtschaft in einem Landschaftspflegeverband wie der ARGE Donaumoos ein Drittel der Vorstandschaft stellt. Es ist bei uns vor allem auch darin begründet, dass der weitaus größte Teil des Moores landwirtschaftlich genutzt ist und daher die Bemühungen um die Sanierung und Wiederherstellung der Moorfunktionen auf der großen Fläche ohne Berücksichtigung dieser Nutzergruppe nicht möglich ist. Ausserdem ist dies aus Sicht der ARGE Donaumoos auch ein Gebot der Fairness.

Landwirte sind daher in zweierlei Hinsicht wichtige (Ansprech-)Partner der ARGE Donaumoos: Zum Einen sind sie unverzichtbare Partner bei der Landschaftspflege (Streuwiesenpflege, Entbuschungen, extensive Beweidung, Nutzung der Flachmulden für Wiesenbrüter) und zum Anderen sind die richtigen, Nutzungsformen auf der großen Moorfläche auch ausserhalb der Schutzgebiete über das Wohl und Wehe des Erfolgs der Moorsanierung, aber auch über die Tauglichkeit des Lebensraumes u.a. für die wichtige Artengruppe "Wiesenbrüter", entscheidend.

 

Landwirtschaftliche Nutzung und Moorfunktion

Für die Funktionen der Moore in der Landschaft ist ein hoher Wasserstand der alles entscheidende Faktor. Bei hohem Wasserstand sind aber die derzeitigen landwirtschaftlichen Hauptnutzungen (Vielschnitt-Grünland, div. Ackerkulturen) nicht oder nur extrem erschwert möglich. Dieser Diskrepanz zwischen Moorfunktionen und landwirtschaftlicher Nutzung wirken die Bauern schon seit Jahrhunderten entgegen, in dem sie die Moorflächen mit Gräben und Drainagen entwässern und damit trockenlegen. Langfristig gedacht, graben sie sich damit nicht tatsächlich nur das Wasser ab, sondern verstärken dadurch auch die Mineralisation des Moorkörpers mit dem Resultat der Sackung und des Abbaus des Moorkörpers um bis zu 2 cm pro Jahr. Wenn sich kein neuer Torfkörper wegen des zu geringen Wasserstandes mehr aufbauen wird, ist der heute nur noch max. 2 m starke Moorboden in absehbarer Zeit verschwunden. Ausserdem erhöht sich natürlich der Zwang zur Vertiefung der Entwässerungsgräben, wenn die Bodenoberfläche durch Sackung und Abbau dem Grundwasserstand immer näher kommt.

Es darf auch nicht vergessen oder verschwiegen werden, dass es für die heutige Landwirtschaft bzw. die Nutzungsformen auf dem Standort Moor - trotzdem weitgehend gut funktionierender Entwässerung - durchaus noch große Probleme gibt, wie z. B. späte Nachtfröste bis weit in den Mai, kurzfristig auftretende Überflutungen über die ganze Vegetationsperiode hinweg oder auch extreme Trockenphasen, die bis zum totalen Ernteausfall auf großen Flächen führen können.

Es gibt also vielerlei Gründe, nicht nur aus der Sicht von Klima-, Hochwasser-, Natur- und Artenschutz, für einen möglichst hohen Wasserstand im Moor, doch müssen dabei eben aus heutiger Sicht die berechtigten Nutzungsinteressen angemessen berücksichtigt werden.

 

Moor-Klimawirte brauchen ein Moorbauern-Programm

Die ARGE Donaumoos bemüht sich daher gemeinsam mit dem Bauernverband um ein "Moorbauern-Programm", das diesen Ansprüchen Rechnung trägt und eine entsprechend angemessene landwirtschaftliche Nutzung so unterstützt, dass diese damit wirtschaftlich interessant für den einzelnen Landwirt wird - der Landwirt könnte zu einem gesellschaftlich hoch angesehenen Klimawirt werden, denn der Moorerhalt durch Wiedervernässung ist der für uns alle günstigste, schnell umsetzbare und vor allem sofort wirksame Klimaschutz.

Die gemeinsamen Bemühungen um ein "Moorbauern-Programm" sind zwar noch nicht am Ziel, aber immerhin ist Bayern das derzeit einzige Bundesland, das in seinen Agrarumweltprogrammen diesen Ansatz in einem ersten Schritt im Jahr 2012 aufgenommen hat.

Besondere Bedeutung werden in diesem Zusammenhang die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Entwicklung moorverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in diesem Zusammenhang bekommen, denn hier werden die Möglichkeiten nässeangepasster Moornutzung mit den Praktikern vor Ort, z.B. auch bei uns im Schwäbischen Donaumoos, erprobt. Ziel ist die anschließende breitenwirksame Unterstützung der Moorbauern, der "Moor-Klimawirte", im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm. Weitere Infos hier >>> oder als Auszug aus unserem aktuellen Geschäftsbericht "30 Jahre ARGE Donaumoos".

Was es mit dem von der ARGE Donaumoos geprägten Begriff "Moor-Klimawirt" auf sich hat, das wird im bundesweiten Projekt "Moor- und Klimaschutz (MoKli) - Praxistaugliche Lösungen mit Landnutzern realisieren" des DVL und dem GMC mit weiteren Partnern, u.a. auch der ARGE Donaumoos, erarbeitet. Weitere Infos zum Projekt finden Sie hier >>>, oder in der Broschüre oder als Auszug aus unserem aktuellen Geschäftsbericht "30 Jahre ARGE Donaumoos".

 

"Betriebsfördermodell Schwäbisches Donaumoos"

Dies alles sind nicht zuletzt auch Ergebnisse des Erfolges unseres "Betriebsfördermodells Schwäbisches Donaumoos (BSD)", das die ARGE Donaumoos Mitte der 1990er Jahre entwickelte und über 10 Jahre mit verschiedenen Betrieben im Schwäbischen Donaumoos getestet hatte. Leider konnten wichtige Grundzüge bisher nicht in die normale staatliche Förderung aufgenommen werden, weil damit festgesetzte Eckwerte der Förderpolitik verletzt werden würden. Mit dem BSD konnten während der ca. 12-jährigen Testphase mit nur 4 Betrieben insgesamt 80 Hektar Grünland neu geschaffen bzw. erhalten werden in einer Zeit, während der die Grünlandnutzung allgemein abgenommen hat. Aber nicht nur das, es wurde auch die Festmistausbringung, und damit das Vorhandensein entsprechender Stallformen und Viehaufzucht, auf Grünland unterstützt, die wiederum für eine gute Nahrungsversorgung der Wiesenbrüter sorgt.

Der Haupterfolg des BSD begründete sich damit, dass z. B. der Ansatz, eine exponentiell höhere Unterstützungshöhe pro Einheit bei erheblich höheren Anteilen bestimmter Nutzungsformen das tatsächlich ja auch steigende betriebswirtschaftliche Risiko genauer wiederspiegelt als es bei einer gleich hohe Förderung pro Einheit wie in den staatlichen Programmen derzeit der Fall ist. Solange dieser Grundsatz in dieser oder einer ähnlich wirkenden Form sich in den staatlichen Förderprogrammen nicht wiederfinden lässt, wird unserer Ansicht nach eine flächige Anpassung der Nutzung an die Moorfunktionen kaum möglich werden. Daher wird sich die ARGE Donaumoos gemeinsam mit den Bauernverbänden hier für weitere Verbesserungen und Anpassungen der staatlichen Programme einsetzen.

 

Ökokonto der Gemeinden

Eine weitere Möglichkeit, die Bauern bei naturschutzorientierter und moorschonender Bewirtschaftung zu unterstützen, ist das gemeindliche Ökokonto. Hier ist natürlich darauf zu achten, dass sich auch die dortigen Zahlungen an den staatlichen Förderprogrammen orientieren, um keine gravierenden Ungleichheiten zu schaffen, aber es können hier durchaus auch andere Ansätze und Bewirtschaftungsweisen honoriert werden. Die ARGE Donaumoos betreut schon seit vielen Jahren z. B. das Leipheimer Ökokonto mit großem Erfolg.

 

Moorschonende Nutzungen - von der Weide bis zum Rohrkolben

Grünland

Grasländer, Weiden und Wiesen, waren zu Beginn der Meliorations-Bemühungen die häufigste Nutzungsform der Moorflächen. Die ersten Nutzungen waren neben der Beweidung mit Schafen und Rindern vermutlich Streuwiesen. Mit Beginn der Entwässerungen folgten Zwei- und später Mehrschnitt-Wiesen und dann die ersten Ackerkulturen.

Anbaukulturen

Nicht nur extensiv genutzteres, also wenigschnittiges oder beweidetes Grünland, an das auch aus landschaftsästhetischen und Artenschutz-Gesichtspunkten zuerst gedacht wird, ist bei hohen Wasserständen eine mögliche und sinnvolle Nutzungsform. Auch bestimmte Ackerkulturen können durchaus mit höheren Wasserständen zurecht kommen. Darunter fallen die sog. "Paludikulturen" (Anbau von Rohrkolben, Seggen u. a. als Grundstoff u. a. für hochwertige Dämmmaterialien) genauso, wie sogar manche derzeitige Kultur wie Mais, die ihre Wachstumsphase bei höheren Wasserständen haben kann und nur zur Ernte muss kurzfristig der Wasserstand abgesenkt werden. Die gezielte Steuerung des Wasserstandes ist hierbei das entscheidende Moment. Die ARGE Donaumoos beteiligt sich daher an verschiedenen Studien und wissenschaftlichen Untersuchungen von Universitäten, Hochschulen und dem Thünen-Institut.

 

Beweidung

Die ARGE Donaumoos betreut seit 1999 mehrere Beweidungsprojekte mit unterschiedlichen Weidetieren im Moos, zunächst mit Rindern verschiedener Rassen und Exmoor-Ponys. Im Laufe der Jahre erfolgten weitere Beweidungen mit Schottischen Hochland-Rindern, Wasserbüffeln, Schafen und (auf trockeneren Flächen) Ziegen.

Schafe gehören traditionell zur Bewirtschaftung von Moorgebieten und warehn über Jahrzehnte der Garant für eine Offenhaltung der Landschaft. Ohne sie wären große Teile der Riedgebiete schon lange verbuscht. Allerdings ist das heute auch im Schwäbischen Donaumoos verbreitet genutzte Merino-Schaf für nasse Bereiche ungeeignet. Hier sind robuste, speziell an feuchte Flächen angepasste Rassen, wie Moorschnucken, besser passend, diese sind hier jedoch (noch) weitgehend unbekannt.

Die feuchten und nassen Wiesen erfordern ein gezieltes Weidemanagement. Nur für diese extremen Standorte geeignete Rassen wie Schottische Hochlandrinder, Wasserbüffel, Exmoor-Ponys, Koniks, Murnau-Werdenfelser-Rinder, Galloways, Auerochsen und wenige andere können für eine Beweidung so nasser Flächen eingesetzt werden. Es sind dies meist keine regionaltypischen, in der herkömmlichen Landwirtschaft verwendeten Rassen. Daher ist die Einbindung in einen normalen landwirtschaftlichen Betrieb eher schwierig. Derzeit sind die Eigentümer der bei uns weidenden Tiere oft Nebenerwerbslandwirte oder Menschen, die an dem Erhalt dieser Rassen interessiert sind.

Die Beweidung solcher Flächen ist aber für die Förderung der Biodiversität enorm wichtig, sie schließt den natürlichen Kreislauf in der Nahrungskette und Lebensraumerhaltung vieler Vögel, Insekten, Mikroorganismen und Pflanzen.

Die ARGE Donaumoos initiiert neue Beweidungsprojekte und versucht, die Beweider so gut wie möglich zu unterstützen. Sie berät über Fördermöglichkeiten, Tierrassen, Weidemanagement, Tiergesundheit, vermittelt zwischen Flächeneigentümern, Tierhaltern, Jagd und Behörden.

Nicht zuletzt sind extensive Weidesysteme auch eine optische Bereicherung in der Landschaft, die für uns Menschen eine wohltuende und erholsame Bereicherung im Landschaftsbild darstellen.

 

 

Bayerische Agrarumweltprogramme

Förderwegweiser Agrarumweltprogramme
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Kulturlandschaftsprogramm Massnahmenübersicht
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Vertragsnaturschutzprogramm Massnahmenübersicht
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Betriebsfördermodell Schwäbisches Donaumoos (BSD)

Inhalte des damaligen Programms
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Landespolitiker diskutieren das Moorschutz-Programm vor Ort

Aktuelle Forschungsvorhaben und Projekte Dritter mit Beteiligung der ARGE Donaumoos

Projekt "MOORUse" der Hochschule Weihenstephan
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Internationales CAOS-Projekt des Instituts für Agrarklimaschutz am Thünen-Institut, Braunschweig
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Forschungs- und Innovationsprojekt "Entwicklung moorverträgliche Bewirtschaftungsformen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz" der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
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Projekt des DVL "Moor-und Klimaschutz (kurz MoKli) - Praxistaugliche Lösungen mit Landnutzern realisieren". Hierzu gibt es eine neue Broschüre.
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https://www.dvl.org/themen/klimaschutz

Internationales EU-Projekt "MIXED"
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Leipheimer Erklärung - Download hier >>>

Landwirtschaftliche Projekte im Schwäbischen Donaumoos

Leipheimer Ökokonto
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Leipheimer Moos
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Gundelfinger Moos
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Beweidung in der Brenzaue
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Kiebitz-Projekt
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hier ist noch eine Baustelle - es folgen weitere Projekte

Informationen rund um die Beweidung

Landwirtschaft und Biber