Moore und Klimaschutz

Moore erfüllen in ihrem naturnahen Zustand verschiedene Landschaftsfunktionen wie die Lebensraumfunktion für Pflanzen und Tiere, die Regelungsfunktion für Wasser und Nährstoffe sowie die Regelungsfunktion für den Austausch klimarelevanter Spurengase. Durchdie Inkulturnahme wurde aber zunehmend die Produktionsfunktion für Lebensmittel, Futter oder Brennstoff in den Vordergrund gestellt. Dies hatte Auswirkungen auf die anderen Landschaftsfunktionen.

Für den Arten- und Biotopschutz können extensive Nutzungsformen gerade in Niedermoorlandschaften durchaus förderlich sein. Eine intensive Nutzung ist aber auch für den Artenschutz problematisch. Aus Sicht des Klimaschutzes sind alle Nutzungsformen, die mit einer Absenkung des Grundwasserspiegels einhergehen, problematisch. Angepasstes Moormanagement kann durch Extensivierung und Wiedervernässung zu einer signifikanten Verringerung der Klimabelastung aus Mooren beitragen.

Wie viel Kohlenstoff speichert ein Moor?

Die Moore speichern weltweit ca. 550 Mrd. Tonnen Kohlenstoff. Für Deutschland werden 1200 - 2400 Mio. Tonnen Kohlenstoff geschätzt. Die Untergrenze entspricht der Speichermenge im deutschen Wald, aber die Moore umfassen weniger als ein Fünftel der Wald-Fläche. Die geschätzten Speichermengen von 700 - 1300 Tonnen Kohlenstoff pro ha im Moor übersteigen damit diejenigen des Waldes bis zum zehnfachen. Damit ist die besondere Bedeutung der Moore als größter terrestrischer Kohlenstoffspeicher pro Flächeneinheit unterstrichen.

Wie hoch ist die Klimawirksamkeit der deutschen Moore?

Im Rahmen der Berichterstattung für Bundesrepublik wurden die Emissionen aus den organischen Böden geschätzt. Die durch Landnutzung der deutschen Moore verursachten Emissionen von ca. 45 Mio t CO2-Äquivalente pro Jahr entsprechen ca. 5,1 % der gesamten fossilen Emissionen Deutschlands. Damit sind die Moore die größte Einzelquelle außerhalb des Energiesektors. Eine Reduktion dieser Belastung ist deshalb hier ganz besonders vorrangig.

Zur Illustration der Größenordnungen werden die Zahlen mit den Pro-Kopf-Emissionen verglichen: In Bayern liegt die Jahresemission aus fossilen Quellen an CO2 bei ca. 6 Tonnen pro Person (Stand 2010). Dies heißt: Zwei Haushalte mit jeweils drei Personen erzeugen eine ebensolche Klimabelastung, wie ein Hektar Acker oder intensiv genutztes Grünland auf Moor. Bildlich gesprochen erzeugt ein nur 100x100 m großes Moorgrundstück mit Acker oder intensiver Grünland-Nutzung genausoviel Klimabelastung wie ein Doppelhaus einschließlich seiner Bewohner mit allen ihren klimarelevanten Aktivitäten übers Jahr.

Welche Maßnahmen dienen dem Klimaschutz?

Nutzungsumwandlung: Aus Naturschutzsicht ist die Umwandlung von Acker in Grünland ein etabliertes Ziel, um eine Funktionsaufwertungzu erreichen. Folgt der Umwandlung aber intensives Grünland, dann ist diese Lebensraumfunktionsverbesserung nur in äusserst geringem Maße gegeben und auch aus Klimaschutzsicht ergibt sich dadurch i.d.R. noch keine signifikante Verbesserung.

Extensivierung: Die Extensivierung von intensivem Grünland kann dagegen eine spürbare Klimaentlastung bringen. Extensive Mahd und extensive Beweidung unterscheiden sich bei vergleichbaren Wasserständen hinsichtlich der Klimawirksamkeit nicht wesentlich voneinander.

Wiedervernässsung: Der größte Beitrag zur Klimaentlastung wird mit der Wiedervernässungvon entwässerten Mooren erreicht. DerWasserhaushalt ist der Schlüssel für die Moorerhaltung,denn in einem wiedervernässten Moor wird die Bodenatmung (aerober Abbau der organischen Substanz) gehemmt und es werden die Bedingungen für die Etablierung einermoortypischen Vegetation geschaffen - und in der Folge sogar für einen erneuten Torfaufbau. Das Optimumist daher die Rückführung eines Gebiets zu einem naturnahen Wasserstand.

Nutzungsalternativen: Nutzungsformen für nasse organische Böden werden als "Paludikultur" bezeichnet. Für Hochmoore sind beispielsweise die Torfmoos-Kulturen, für Niedermoore der Anbau oder die Förderung von Seggenrasen, Rohrglanzgras, Schilf oder Rohrkolben in Erprobung. Für diese Nutzungen gehlen aber noch Untersuchungen zur Klimawirksamkeit, um die Auswirkungen der Nutzungsalternativen auf die Landschaftsfunktionen nüchtern und umfassend abbilden zu können.

Kosteneffizienz

Klimaschutzmaßnahmen sind natürlich ebenso wie andere Maßnahmen auch hinsichtlich ihrer Kosteneffizienz zu beurteilen. Die sog. CO2-Vermeidungskosten von Klimaschutz durch Moorschutz liegen nach ersten Einschätzungen zwischen 10 und 70 (- 100) Euro proTonne CO2 (nach BMBF-Projekt Drösler et al. 2013, u. a. - siehe hier und nebenstehend). Damit liegen diese CO2-Vemeidungs-Kosten deutlich unter anderen landnutzungsorientierten Maßnahmen, wie z. B. Biogas-Produktion, so dass der Moorschutz nicht nur ein sehr effizienter und letztlich sofort umsetzbare Klimaschutz-Alternative ist, sondern dazuhin zu den günstigsten Möglichkeiten zählt.


Text ist ein veränderter und ergänzter Auszug aus dem Kapitel aus dem Donaumoos-Buch von Drösler & Freibauer, 2012, in Mäck & Ehrhardt: Das Schwäbische Donaumoos ....

Eine Forschungsgruppe um Prof. Dr. Matthias Drösler von der Hochschule Weihenstephan-Triesforf beim Aufbau von Messeinrichtungen zur Treibhausgas-Messung im Moor.

Einige Zahlen zur Klimarelevanz von Mooren

1) 550 Milliarden C ist in Mooren weltweit gespeichert.
pro Hektar speichern Moore im Mittel 700 t C, SECHSmal so viel wie Wald
rd. 30% des Bodenkohlenstoffs weltweit ist in Mooren gespeichert, obwohl diese nur 3% der Erdoberfläche bedecken.
Ca. 500.000 Quadratkilometer Moore sind weltweit trockengelegt -> d. h. 0,3% der Landfläche ist verantwortlich für 5% der weltweiten menschengemachten CO2-Emissionen.

2) Deutschland liegt an 6. Stelle im EU-Ländervergleich beim Anteil der Moorfläche an der Landesfläche, aber an 1. bei Klimabelastung durch Moore.

3) Die anthropogene Treibhausgasemission aus Mooren etwa ist 4,5% der deutschen Gesamtemission (= ca. 43 Mio t CO2-Äquivalente/Jahr); dies ist laut Klimarahmenkonvention eine hochrelevante Hauptquelle, Angaben gehen sogar bis zu 7,7%.
Dies ist mehr als der gesamte Flugverkehr von und nach Deutschland.

4) 30% (manche Wissenschaftler gehen sogar von 58% aus) der Gesamt-Klimabelastung der Landwirtschaft entsteht durch landwirtschaftliche Moornutzung, obwohl die genutzten Moorflächen nur 6 - 8 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachen.

5) Die Klimaausgasung aus einem Niedermooracker liegt bei etwa 35-50 to CO2-Äquiv/ha/a = etwa soviel wie 2-3 bayerische Durchschnittsfamilien á 3 Personen verursachen (pro Person ca. 6,5 to CO2-Äquiv/a inkl. Flugreisen etc.).

6) Durch gezielte Renaturierung bayerischer Moore könnten nach Hochrechnungen bis zu 5 Mio t CO2-Äquivalente jährlich eingespart werden. Dies entspricht mehr als 6% des jährlichen bayerischen Ausstoßes (Jahr 2003); für Deutschland wären dies 35 Mio t.
Bayern strebt laut „Klimaprogramm Bayern 2020" eine Reduzierung bis auf 80 Mio T CO2 an. Dies zu erreichen wäre bei einem aktuellen Ausstoß von ca. 83-84 Mio t also allein durch die Vernässung der Moore möglich (Ersparnis ca. 5 Mio t).
   
7) „Best-Practise”-Renaturierung von Niedermooren spart 30-45 t CO2-Äquiv./ha*a, bei Hochmooren sind es (nur) 16 t.
Die Ausgasungswerte in einem Niedermoor liegen je nach Zustand und Flächennutzung bei:

  • naturnah 0-5 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Grünland extensiv 10-22 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Grünland intensiv 30 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Acker 34 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Forst 18 t CO2-Äquiv./ha*a

<= Umwandlung Acker zu Grünland (extensiv) spart fast genausoviel wie Umwandlung Grünland zu naturnah.


In einem Hochmoor liegen die Zahlen bei:

  • naturnah 0,5 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • regeneriert/degeneriert 14 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Grünland 14,5 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Acker 16,3 t CO2-Äquiv./ha*a,
  • Forst 5 t CO2-Äquiv./ha*a


<= Das Klimaentlastungspotential bei Wiedervernässung von Niedermooren liegt also um den Faktor 2-3 höher als bei Hochmooren.

7) Kostenfaktoren: Vermeidung des Ausstosses einer Tonne CO2-Äquiv. durch Vernässung von Niedermooren kostet ca. 10-70 Euro, im Extremfall max. 130, bei z. B. Biogas liegen die Kosten dagegen bis über 300 Euro.

Daten stammen aus div. Vorträgen und Veröffentlichungen von Prof. Dr. M. Drösler, dem LfU-Bayern, der DGMT, und  der Süddeutsche Zeitung Nr. 42, 20. Feb. 2015 - Bodenheizung v. Christian Gruber sowie aus LandInForm 1/2015.

Weiterführende Informationen

Infoportal Moorschutz in Deutschland
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Infos aus dem Bundesumweltministerium
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Forschungsprojekte
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